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Cholesterinsenker: Neue Wirkstoffe helfen bei extremen Werten

on Montag, 01 Februar 2016.

Menschen mit angeborener Hypercholesterinämie sind von Herz-Kreislauferkrankungen besonders bedroht. Extrem erhöhte Cholesterinspiegel lassen sich mit Statinen nur unzureichend eindämmen. Abhilfe versprechen die neuen PCSK9-Hemmer,die aber extrem teuer sind.

 

Herzinfarkt und Schlaganfall schon in jungen Jahren – das droht Patienten mit familiärer, also genetisch bedingten sehr hohen Cholesterinwerten. Bei ihnen fallen die Rezeptoren für LDL-Cholesterin (Low Density Lipoprotein) an den Leberzellen weitgehend aus und die LDL-Konzentration im Blut steigt drastisch an. LDL-Werte selbst jenseits von 500 mg/dl sind dabei möglich.

 

Die bei Störungen des Fettstoffwechsels üblicherweise eingesetzten Statine sind oft nicht effektiv genug. Mit ihnen können die LDL-Cholesterinwerte in solchen Fällen nicht ausreichend auf die angestrebten Zielwerte gesenkt werden. Außerdem verursachen Statine bei vielen Patienten als Nebenwirkung starke Muskelschmerzen,so dass die Therapie abgebrochen werden muss.

PCSK9-Hemmer gegen extrem hohe Cholesterinwerte

 

Abhilfe bei Risikopatienten mit extrem erhöhten Cholesterinwerten versprechen zwei neue Wirkstoffe, die seit 2015 in Deutschland zugelassen sind. „Evolocumab und Alirocumab sind sogenannte PCSK9-Hemmer und greifen bei der Beseitigung von LDL-Cholesterin ein“, sagt Dr. Reinhold Lunow, ärztlicher Leiter der Praxisklinik Bornheim nahe Köln und Bonn.

 

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Bei PCSK9 (Proproteinkonvertase Subtilisin/Kexin Typ 9) handelt es sich um ein Eiweiß (Protein). Ist seine Konzentration im Blut zu hoch, lagert es sich auf den Leberzellen (Hepatozyten) an die LDL-Rezeptoren an. Normalerweise bindet im Blut zirkulierendes LDL-Cholesterin sich an diese Rezeptoren und wird dann von der Leberzelle aufgenommen und abgebaut. Anschließend hat der Rezeptor grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Entweder er wird ebenfalls abgebaut oder er kehrt an die Zelloberfläche zurück und bindet dann weiteres LDL-Cholesterin.

 

PCSK9 führt dazu, dass der Rezeptor abgebaut wird und nicht an die Zelloberfläche zurückkehrt. Somit sinkt die Zahl der LDL-Rezeptoren und der LDL-Spiegel im Blut steigt.

 

Hier setzen die neuen PCSK9-Hemmer an: Sie docken an dem Enzym PCSK9 an und verhindern seine Bindung an die LDL-Rezeptoren. Diese bleiben frei und können somit weiterhin LDL-Cholesterin binden. Die neuen Wirkstoffe hemmen also den Abbau der LDL-Rezeptoren.

Cholesterinbehandlung: PCSK9-Hemmer als Spritze

 

Im Unterschied zu Statinen sind die neuen Präparate nicht als Tabletten verfügbar, sondern müssen mit einer kleinen Fertigspritze injiziert werden. Eine Injektion reicht für 14 Tage.

 

Erste Studien zeigen, dass sich selbst höchste LDL-Cholesterinwerte um bis zu 60 % senken lassen. Die neuen Wirkstoffe sind daher auch für Patienten geeignet, die sich regelmäßig einer Blutreinigung (Lipidapherese) unterziehen müssen, um ihren LDL-Cholesterinwert zu senken.

Gleiches gilt für Risikopatienten, bei denen sich das Cholesterin zum Beispiel nach einem Herzinfarkt nicht auf einen ausreichend niedrigen Wert einstellen lässt.

 

Die neuen PCSK9-Hemmer sind allerdings mit Therapiekosten von 750 € pro Monat sehr teuer und kosten somit bis zu 100 mal mehr als herkömmliche Cholesterinsenker.

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Erhöhtes Cholesterin schon in jungen Jahren erkennen

 

„Mutationen des PCSK9-Gens stellen eine wesentliche Ursache der Hypercholesterinämie dar, die ihrerseits eine der häufigsten genetischen Störungen deutschlandweit ist“, erläutert Dr. Lunow. Schätzungen zufolge werden aber nur 15 % der Fälle diagnostiziert. Typischerweise ist erst ein Herzinfarkt in jungem Alter Anlass zur Ursachenforschung.

Der Internist und Spezialist für Diagnostik und Vorsorgemedizin empfiehlt daher: „Auch bei jungen Menschen sollte eine Fettstoffwechselstörung ausgeschlossen bzw. ihrer Ursache auf den Grund gegangen werden. Die frühzeitige Diagnose hilft, Arteriosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen.“