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Bei Stress: Sorgen Sie für Entspannung!

on Sonntag, 01 Dezember 2013.

Bei Stress: Sorgen Sie für Entspannung!

Leistungsdruck, Konflikte, Reizüberflutung: Wer dauerhaft Stress ertragen muss, wird krank. Warum Entspannungsphasen wichtig sind.

Ob Druck am Arbeitsplatz oder Probleme im Privatleben: Viele Menschen sehen sich heute mehr denn je Dauerstress ausgesetzt. Damit steigt das Risiko, ernsthaft zu erkranken.

Ursprünglich diente akuter Stress zur Bewältigung akuter Gefahren von außen: Stressfaktoren, sogenannte Stressoren, halfen unseren Vorfahren in frühen Zeiten der Menschheitsgeschichte zu überleben, etwa bei der Flucht vor Angreifern oder wilden Tieren. Dazu wurde der Körper in Alarmbereitschaft versetzt. Das Herz schlug schneller, die Atmung beschleunigte sich, die Pupillen weiteten sich und Muskeln spannten sich an. Für die Gefahrenabwehr unwichtige Körperfunktionen wurden gedämpft: Hunger, Durst und Sexualtrieb spielten bei Stress keine Rolle.

„Zwar hat sich im Laufe der Evolution unsere Umwelt verändert, aber die Reaktionsmuster unseres Körpers sind heute noch dieselben wie damals“, erläutert Dr. Reinhold Lunow. „Stressreaktionen in unserer Gesellschaft werden jedoch weniger durch Hunger, Kälte, Angriffe oder Schwerstarbeit ausgelöst. An ihre Stelle sind Reizüberflutung, Zeit- und Leistungsdruck, Konflikte und Schicksalsschläge getreten“, so der Internist und ärztliche Leiter der Praxisklinik Bornheim nahe Köln und Bonn.

Stress signalisiert Alarm

Damit der Körper im Alarmfall genügend Energie an den richtigen Stellen zur Verfügung hat, wird im Hypothalamus, der Schaltzelle zwischen Nerven- und Hormonsystem, das Corticotropin-Releasing-Hormon (CRH) ausgeschüttet. Es sorgt dafür, dass die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) u. a. Corticotropin produziert. Dieses gelangt über das Blut in die Nebennierenrinde und stimuliert dort die Ausschüttung der Hormone Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin. Diese erhöhen den Blutzuckerspiegel, indem sie Eiweiße in den Muskeln in Glucose umwandeln. Über den Blutkreislauf erhalten Gehirn und Körper die Energie, die sie zur Bewältigung der akuten Situation benötigen.

„Insofern ist Stress eine leistungsfördernde Reaktion, um sich besonderen Belastungen anzupassen und sie zu meistern. Stress wird auch sehr unterschiedlich empfunden, denn jeder nimmt Herausforderungen anders wahr und reagiert entsprechend“, so Dr. Lunow. Grundsätzlich gilt: Werden Leistungen durch Erfolgserlebnisse und Anerkennung belohnt, kann Stress positiv empfunden werden und ein befriedigendes Gefühl auslösen (Eustress). Verfestigt sich Stress jedoch zu einem Dauerzustand ohne soziale Anerkennung der eigenen Leistung oder Lösung des Konflikts, ohne Pausen und Phasen der Erholung, empfinden die Betroffenen ihn als negativ (Dysstress).

Stress belastet den Organismus

Ob positiver oder negativer Stress – bei chronischem Stress wird der Körper auch dauerhaft gefordert. Und das kann schnell gravierende Folgen für die Gesundheit haben: Verspannungen mit Kopf-, Genick- und Rückenschmerzen; Verdauungsstörungen mit Magenschmerzen, Sodbrennen, Durchfall, Verstopfung oder Blähungen; Schlaf- und Essstörungen; Anzeichen von Nervosität (Zähneknirschen im Schlaf, Stottern, Vergesslichkeit); psychische Störungen bis hin zur Depression; schwere Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen; Bluthochdruck (Hypertonie); Bildung von Fettgewebe; Allergien. Das Immunsystem wird geschwächt, entzündliche Prozesse im Körper nehmen zu.

„Bleibt die Konzentration der Stresshormone dauerhaft erhöht, schwächt dies auch die Schilddrüse mit Folgen für praktisch alle Stoffwechselvorgänge“, sagt Dr. Lunow. Die Drüsen der Geschlechtsorgane sind in ihrer Funktion beeinträchtigt, die Wachstumsprozesse werden gestoppt. Auch ein Grund dafür, warum Frauen nicht schwanger werden, wenn sie sich mit einem Kinderwunsch zu sehr unter Druck setzen.

Wer keine Chance hat, Stress zu beherrschen oder ihm aus dem Weg zu gehen, ist gesundheitlich ernsthaft gefährdet. Wird Stress zum Problem, sollte man zunächst die Stressfaktoren erkennen. Hilfreich ist es, sich die eigenen Stärken, Werte und Ziele klar zu machen. Dann sollte man für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Anspannung und Entspannung sorgen. Auch die Einteilung der eigenen Zeit und Kräfte gibt Orientierung. Darüber hinaus helfen soziale Kontakte und ein geordneter Lebensrhythmus, Möglichkeiten, zu genießen, und eine ausgewogene Ernährung.

Wichtig ist auch der Einbau von Sport und Freizeitaktivitäten in den Tagesablauf. Denn bei körperlicher Betätigung werden die Stresshormone ausgeschwemmt. Deshalb haben sich vor allem Ausdauersportarten wie Joggen, Walken, Schwimmen, Radfahren bewährt.

Stress bewältigen mit Entspannungstechniken

Sinnvoll für die Stressbewältigung sind darüber hinaus mentale Techniken zur Entspannung. Bei der progressiven Muskelentspannung nach Jacobson (PMR) lernt man, alle Muskelgruppen Schritt für Schritt loszulassen. Ebenso kommen autogenes Training, Meditation und Yoga infrage. Unter fachkundiger Anleitung lassen sich solche Methoden oft schnell erlernen.

Erster Ansprechpartner für Menschen mit krankhaftem Stress ist der Hausarzt. Er kann das Lebensumfeld einschätzen und weiß, wie Stress im Einzelfall beherrscht werden kann. „In unserer Praxisklinik beraten wir Sie umfassend und geben wertvolle Hilfestellungen, etwa durch Übungen zur Muskelrelaxation oder Yoga-Einzelunterricht“, sagt Dr. Lunow.

Tabu ist hingegen der eigenmächtige Gebrauch von Medikamenten, ebenso von Alkohol oder gar Drogen, um die Belastungen durch den Stress zu dämpfen. Solche Mittel leisten keine echte Hilfe, da sie nicht an den Ursachen ansetzen. Vielmehr schädigen auch sie die Gesundheit und bergen ein Abhängigkeitsrisiko.(Bild: Olly-Fotolia.com)